Saterfriesisches Wörterbuch
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Bíet, -e, die

1. Mundvoll, Bissen; kleine Portion, Happen: 1.1 wolt du noch n Bíet Brood?: willst du noch einen Bissen Brot? 1.2 dusse Bíet woakst mie in de Mule: dieser Bissen wächst mir im Mund (= ich kann den Bissen vor Ekel nicht herunterschlucken). 1.3 n swäiten Bíet: ein leckerer Happen. 2. Imbiss: ättermiddeges kriege iek aaltied Smoacht, un deeruum häbe iek n Bíet meebroacht: ich bekomme nachmittags immer Hunger, und darum habe ich einen Imbiss mitgebracht. 3. Mundstück: die Bíet fon de Piepe: das Mundstück der Pfeife.

biete iek biete, du bitst, he/ju bit, wie biete; beet, beten; bíeten; bit/biete! bietet!

1. beißen, (scherzhaft) essen: wie hieden träi Dege loang niks tou bieten : wir hatten drei Tage lang nichts zu essen. 1.1 fon sik biete : kurz angebunden, mürrisch sein. 1.2 hie bit uum sik tou : er lässt seinem Zorn freien Lauf. 1.3 deer skäl hie wät an tou bieten häbe : er wird mit der Angelegenheit große Schwierigkeiten haben.

blafje

1. bellen: 1.1 do Húunde blafje, man do biete nit : die Hunde bellen, aber sie beißen nicht. 1.2 blafjende Húunde biete daach : bellende Hunde beißen doch.

blíekje

1. bellen: blíekjende un blafjende Húunde biete oafte nit : bellende Hunde beißen oft nicht. 2. rufen und schreien: deer kuud hie nit juun anblíekje : er konnte sich nicht dagegen durchsetzen, sich nicht mit Lautstärke zur Wehr setzen.

Gäärs, dät

1. Gras: 1.1 dät Gäärs woakst do Bäiste in dän Bäk: das Gras wächst den Kühen ins Maul (= die Kühe können das viele Gras kaum abfressen). 1.2 hie kon dät Gäärs woaksen here: er kann das Gras wachsen hören (= er hält jede Kleinigkeit für bedeutsam). 1.3 in t Gäärs biete: ins Gras beißen (= sterben). 1.4 du koast dät Gäärs woaksen sjo: man kann das Gras wachsen sehen (= das Gras wächst üppig).

Húund, -e, die

1. Hund: 1.1 wíelde Húunde: Stechpalme. 1.2 n falsken Húund: Heuchler. 1.3 jo líeuwje touhope as Kat un Húund: sie leben zusammen wie Katze und Hund (= im ständigen Streit). 1.4 ap dän Húund kume: auf den Hund kommen; herunterkommen; verarmen, verelenden. 1.5 dät rukt hier as n wäiten Húund : es riecht hier wie ein nasser Hund. 1.6 deer häbe iek n swot(t)en Húund blouked : dort habe ich einen schwarzen Hund gesehen (= ich gehe nie wieder dahin). 1.7 die Húund blíeket mie in de Taaske : der Hund bellt mir in der Tasche (= ich muss das eben verdiente Geld wieder ausgeben). 1.8 dulle Húunde : Ilex. 1.9 Húunde, do blíekje, do biete nit – of daach? : Hunde, die bellen, beißen nicht – oder doch? 1.10 die Wäänt is mäd alle Húunde hissed : der Bursche ist mit allen Wässern gewaschen. 2. Kaminrost. 3. Pritschenlore für die Beförderung von größeren Gegenständen (Maschinen, Schränke).

oubiete

1. abbeißen: deer koast du n Stuk fon oubiete : du kannst ein Stück davon abbeißen (= du kannst (dir) ein Exempel daran nehmen). 1.3 ju häd de Skoomte dän Kop oubíeten : sie benimmt sich schamlos, lasziv. 2. (Sau) verstoßen; bei der Fütterung beiseite drängen: ju Mutte bit do Faargere ou : die Sau verstößt die Ferkel. 3. durch Beißen oder Stechen töten: do Íemen biete ju Múur ou : die Bienen stechen die Königin tot.

Släiplúus, -luze, ju

(scherzhaft) Schlaflaus; imaginäres Tierchen, das durch seinen Biss den Schlaf verursacht: do Släipluze biete him : er ist schläfrig.

stukken

1. beschädigt, entzwei, zerbrochen: 1.1 stukken moakje : 1.1.1 beschädigen. 1.1.2 wechseln: koast du mie n Skien fon füüftig Euro stukken moakje? : kannst du mir einen Schein von fünfzig Euro wechseln? 1.2 stukken haue : zerschlagen. 1.3 stukken biete : zerbeißen. 1.4 stukken breke : zerbrechen. 1.5 stukken gunge : beschädigt werden: dät Bouk is stukken geen : das Buch ist beschädigt worden. 1.6 stukken riete : zerreißen. 1.7 stukkensmiete : zerschmettern, zerschellen. 1.8 stukken sniede : zerschneiden. 1.9 stukken springe : zerspringen. 1.10 stukken stete : zerstoßen. 1.11 stukken taie : zerdrücken, zerquetschen. 1.12 stukken trale : überdrehen. 1.13 stukken trappelje : zertreten. 1.14 stukken wrieuwe : zerreiben. 2. defekt, funktionsunfähig: mien Halloozje is stukken : meine Uhr ist defekt. gebrochen: ju häd dät Been stukken : sie hat ein gebrochenes Bein. 4. zerrissen: hie ron mäd stukken Göitjen herume : er lief mit zerrissener Kleidung umher.

Wiezigaid, ju

1. Weisheit, Klugheit. 2. Naseweisheit, Vorwitzigkeit: hie kon sik fon Wiezigaid in de Noze biete: er kann sich vor Naseweisheit in die Nase beißen (= er ist in seiner Vorwitzigkeit unausstehlich).

bieterg

1. bissig: die Húund is bieterg : der Hund ist bissig. 2. arrogant, dünkelhaft; abweisend: wan ju so bieterg wuden is, wol iek hier nit in Húus häbe : wenn sie so arrogant geworden ist, will ich sie nicht im Hause haben.

bjode iek bjode, du bjudst, hie/ju bjudt, wie bjode; bood, boden; beden; bjud! bjodet!

1. bieten: hie bood mie deer tjoon Euro foar : er bot mir zehn Euro dafür. 1.2 dät läite iek mie nit bjode: das lasse ich mir nicht bieten.; das verbitte ich mir sehr.

Bietert, -e, die

bissiger Hund, bissiges Tier: uus Húund is naan Bietert: unser Hund ist nicht bissig.

Bieter, -e, die

1. Beißring für Säuglinge. 2. Bewerber, Interessent. 3. Pferd, das beißt.

Bjoder, -e, die

der Bietende bei einer Versteigerung.

ouhoolde

1. abhalten: aan fon ju Oarbaid ouhoolde : jemanden von der Arbeit abhalten. 2. (+ sik) erwehren, fernhalten: du moast die fon dän Käärdel ouhoolde : du musst dich des Mannes erwehren. 3. (Kind) die Notdurft verrichten lassen: n Bäiden ouhoolde : ein Kleinkind mit ausgestreckten Armen so halten, dass es urinieren oder die Notdurft verrichten kann, ohne sich zu beschmutzen. 4. abraten: iek häbe him fon dän Koop ouheelden : ich habe ihm von dem Kauf abgeraten. 5. bei einer Versteigerung zurückziehen; vom Bieten ausschließen: do Bäidensbäidene häbe dät Húus ouheelden : die Enkelkinder haben das Haus vom Bieten ausgeschlossen.

sküülje

1. Schutz suchen: die Rien koom, un hie sküülde unner n Boom : der Regen kam, und er suchte Schutz unter einem Baum. 2. Schutz vor Wind und Wetter bieten: do Bome un Struke an dusse Stede sküülje goud : die Bäume und Sträucher an dieser Stelle bieten guten Schutz vor Wind und Wetter. 3. heimlich, leise hingehen (is): hie sküülde ätter de Iemetäine wäi : er ging leise zum Bienenkorb hin. 4. sich verbergen; sich verstecken: 4.1 hie sküülde bäte ju Häge : er versteckte sich hinter der Hecke. 4.2 deer sküülde wät bäte sien Woude : seine Worte hatten einen geheimnisvollen Sinn; es versteckte sich etwas dahinter. 5. windfrei sein: hier sküült et wät : hier ist es ziemlich windstill.

ienslämje

1. Sand mit Wasser sättigen, damit er sich zusammenzieht und festen Halt bietet. 2. dem neu gelegten Pflaster Sand und Wasser beimischen.

kwietwäide

1. loswerden: 1.1 iek mout dut oolde Wíerks kwietwäide : ich muss dieses alte Zeug loswerden. 1.2 wan din Húund bieterg is, moast du him kwietwäide : wenn dein Hund bissig ist, musst du ihn loswerden. 1.3 wo konnen wie do Dúven kwietwäide? : wie können wir die Tauben loswerden?

Houngst (In Zusammensetzungen häufig Hangst/ Hongst-) , -e, die

1. Pferd. 1.1 do bääste Houngste findst du ap Staal : die besten Pferde findet man im Stall. 1.2 wan n Houngst nit stilstounde wiel/ wüül, dan häbe do Búren him in t Oor bíeten : wenn ein Pferd nicht stillstehen wollte, haben die Bauern ihm ins Ohr gebissen. 1.3 die Houngst, die dän Heeuwer häbe moaste, krigt him nit : das Pferd, das den Hafer haben müsste, bekommt ihn nicht. 1.4 ap n Houngst springe : ohne Steigbügel auf ein Pferd klettern. 1.5 dät waas n Wieuwmoanske as n Houngst; et wuud tjuusterg in de Köäkene, wan ju deerounkeem , so groot waas ju : das war eine Frau wie ein Pferd; es wurde dunkel in der Küche, wenn sie hereinkam, so groß war sie.

Määrk, -e, dät

1. Zeichen. 2. Kennzeichen, Merkzeichen: 2.1 älke Ku moaste n Määrk häbe: jede Kuh musste ein Merkzeichen haben. 2.2 iek häbe him n Määrk bíeten: ich traue ihm nicht; ich habe ihn mir gemerkt. 3. Orientierungszeichen. 4. Endpunkt, Schranke, Absperrung: deer is n Määrk, wier uus Lound tou Eende is : dort ist eine Schranke, wo unser Land zu Ende ist.

Koop, do Kope, die

1. Verkauf: 1.1 hie häd n Húus tou Koop: er bietet ein Haus zum Verkauf an. hie häd niks tou Koop : 1.2.1 er ist verlegen, schüchtern. 1.2.2 er schweigt vor sich hin; er ist nicht gesprächig. 1.3 hie häd fúul tou Koop: er führt das große Wort. 2. Kauf: 2.1 hie waas tou Koop an n Ku: er war darauf aus, eine Kuh zu kaufen. 2.2 hie häd dän Koop aptäld: er ist weggelaufen, hat den Dienst quittiert, verlassen; er hat das Arbeitsverhältnis gekündigt, aufgelöst. Koop häd n wíeden Íers : das Geld ist schnell aufgebraucht, wenn man zu großzügig einkauft. iek häbe n Mätwust ap Koop tou kríegen : ich habe eine Mettwurst als Draufgabe bekommen. in Koop reke : in Zahlung geben. 2.6 man mout sien Oaler in Koop níeme: man muss sein Alter in Kauf nehmen. (Sein Alter entschuldigt ihn.)

tälle

1. mit Nachdruck sagen, erzählen: 1.1 iek tälle die ju Weerhaid : ich sage dir die Wahrheit. 1.2 sotoutällen : sozusagen, gewissermaßen. 1.3 hie lät sik niks tälle : er duldet keine Kritik, keine Ratschläge; er lässt sich keine Anweisungen geben. 2. zählen: 2.1 Jeeldstukke tälle : Münzen zählen. 2.2 hie stuud deer, as wan hie nit bit fieuw tälle kude : er stand da, als ob er nicht bis fünf zählen könnte. 3. beachten: hie wädt nit täld : er wird nicht beachtet. 4. befehlen, anordnen, bestimmen: 4.1 hier häd hie niks tou tällen : hier hat er nichts zu befehlen. 4.2 ju häd bie him dät Tällen : sie hat großen Einfluss auf ihn. 4.3 hie häd deer n Masse tou tällen : er hat dort das Verfügungsrecht, er kann dort vieles bestimmen. 4.4 iek läite mie dät nit tälle : ich lasse mir das nicht bieten; das verbitte ich mir sehr. 4.5 wan iek et tou tällen hiede, dan koom naan Krieg moor : wenn ich das Sagen hätte, dann käme kein Krieg mehr. 5. warnen: iek mout die tälle, dut is n Failer! : ich muss dich warnen, dies ist ein Fehler! 6. versichern: dät tälle iek die! : das versichere ich dir! 7. verwalten, verfügen über: sien Moanske häd et uur t Jeeld tou tällen : seine Frau verwaltet das Geld.

uutsudelje

feilbieten: hie sudelt sien Were uut : er bietet seine Ware feil.

kwede iek kwede, du kwädst/kwääst, hie/ju kwädt, wie kwede; iek kwaad, du kwiest, hie/ju kwaad, wie kwieden; kweden; kwäd/kwede! kwedet!

1. sagen: 1.1 deer wol iek niks ap kwede : dazu will ich mich nicht äußern. 1.2 die Pries is goud; deer koast du niks fon kwede : der Preis ist gut; du kannst ihn nicht beanstanden, bemäkeln. 1.3 ju kwaad deer niks tou : sie machte keine Bemerkung dazu. 1.4 hie häd mie dät ook so kweden : er hat mir das auch bestätigt. 1.5 hie skäl deer nit fúul fon kwede : dabei wird nicht viel für ihn herauskommen; er wird nicht viel dabei lernen. 1.6 kwäd al wät! : sag schon mal was! 1.7 hie häd mie dät säärm tou kweden : er hat mir das selbst gesagt. 1.8 so wät läite iek mie nit kwede : so etwas lasse ich mir nicht sagen, bieten. 1.9 kwäd dät! : heraus mit der Sprache! 1.10 wät kwääst du deer tou? : wie nennst du das? [afrs. kwetha]